In den letzten Jahren tauchen immer wieder einmal Zeitungsartikel oder kurze Berichte im Fernsehen auf, in denen es um Gebärden mit Babys und Kindern geht. Dennoch ist die Idee des Gebärdens mit hörenden Kindern noch nicht in der Gesellschaft angekommen. Obwohl viele Menschen dank der Medien von der Möglichkeit gehört, gelesen oder etwas gesehen haben, entdecken sie nicht den Nutzen für ihre eigene Familie.
Die DGS ist erst seit 2002 eine anerkannte Sprache
Ein Grund dafür mag sein, dass die Deutsche Gebärdensprache, auf welche Kindergebärden basieren, erst mit dem Inkrafttreten des Behindertengleichstellungsgesetzes im Jahr 2002 als offizielle Sprache betrachtet wird. Und das, obwohl in den 1960er Jahren festgestellt wurde, dass die Deutsche Gebärdensprache (DGS) alle Kriterien einer eigenständigen Sprache erfüllt. In früheren Jahren wurde gehörlosen Kindern an ihren Schulen sogar verboten, Gebärden zu benutzen, während die visuelle Sprache in anderen Ländern längst anerkannt war und selbst der Einsatz bei hörenden Kindern erforscht wurde.
Um mehr Aufmerksamkeit auf die Möglichkeiten und den Nutzen von Kindergebärden zu richten, werde ich die häufigsten Fragen zu dem Thema nach und nach in meinen Videos und hier im Blog beantworten.
Den Anfang machen allgemeine Fragen zum Unterschied von Kindergebärden und Babyzeichen, sowie generelle Fragen zur Deutschen Gebärdensprache.
1. Was ist der Unterschied zwischen Kindergebärden und Babyzeichen?
Babyzeichen oder Babygebärden sind dazu gedacht, Babys und Kleinstkindern eine Möglichkeit der Mitteilung zu geben, bevor sie sprechen können. Viele KursleiterInnen bieten Eltern-Kind-Kurse an, bei denen die Kinder häufig zwischen 8 und 24 Monate jung sind.
Der Begriff „Kindergebärden“ wurde von den Autorinnen Birgit Butz und Anna-Kristina Mohos geprägt. Diese beiden erkannten, das Gebärden weit über das Kleinstkindalter hinaus einen Nutzen haben – zum Beispiel beim Erlernen einer Fremdsprache oder im Umgang mit Migranten.
Beide nutzen allerdings Gebärden aus der Deutschen Gebärdensprache. Daher gibt es keinen Unterschied in der Anwendung.
2. Sind Kindergebärden erfundene Zeichen und werden diese vereinfacht?
Kindergebärden sind Begriffe aus der Deutschen Gebärdensprache, die auch nicht vereinfacht werden, selbst wenn Kleinkinder oder Erstanwender sie nicht vollständig oder korrekt ausführen. Sie lassen sich mit Vokabeln vergleichen, die parallel zur gesprochenen Sprache eingesetzt werden. Die eigenständige Grammatik der DGS wird nicht berücksichtigt.
3. Warum gibt es unterschiedliche Gebärden für ein Wort?
Die visuelle Sprache entwickelt sich mit der Geschichte und Kultur der jeweiligen Region – genauso, wie verbale Sprachen. In jedem Land entwickelt sich eine eigenständige Gebärdensprache. Innerhalb von Deutschland werden für einen Begriff unterschiedliche Gebärden genutzt, weil es auch hier, ebenso wie in der verbalen Sprache, Dialekte gibt.
4. Warum gibt es eine Gebärde für verschiedene Wörter?
Auch hier gibt es Parallelen zur gesprochenen Sprache. Wir haben so genannte Teekesselchen; Begriffe mit zwei verschiedenen Bedeutungen. Dies sind zum Beispiel Birne (Die Glühbirne und die Frucht.) oder Bank (zum Hinsetzen und um Geld anzulegen).
5. Behindern Kindergebärden das Erlernen einer verbalen Sprache?
Bereits in den 1980er Jahren gab es in Amerika die ersten Studien zum Einsatz von Gebärden mit hörenden Kindern. Das Ergebnis war, dass die meisten Kinder früher zu sprechen begannen, eher Zwei- und Drei-Wort-Sätze nutzten und mehr Interesse an Büchern hatten.
KinderGebärden in Aktion
Im Video zeige ich einige Gebärden, die du gerne zuhause nachmachen und mit deinem Kind ausprobieren kannst. Wenn du weitere Fragen zum Thema hast, schreib sie mir gern in die Kommentare.
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