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Eisprung erkennen - Wie geht das?

Ich spreche mit Fruchtbarkeitsexpertin Anne darüber, wie die Körpersprache dir in der Kinderwunschzeit helfen kann.

In meinem Blog geht es häufiger um eine bessere Kommunikation zwischen Babys und den Eltern. Hierbei lernen die Eltern beispielsweise die Gebärdensprache nutzen, um mit ihren Kindern bedürfnisorientiert zu kommunizieren. Doch nicht nur als Mutter und Schwangere ist die Beschäftigung mit Kommunikation und Sprache wichtig. Anne ist Fruchtbarkeitsexpertin und hilft Frauen und Paaren dabei, auf natürlichem Weg schwanger zu werden. Hierfür nutzt sie Methoden zur Bestimmung der fruchtbaren Tage, die auf der Beobachtung von Körperzeichen basieren. Kann deine Körpersprache dir helfen, deinen Eisprung zu erkennen und somit relativ leicht schwanger zu werden? Sagt er dir auch ohne Test, wann du schwanger bist oder wann die Geburt einsetzen wird? Die Antworten bekommst du in diesem Interview mit Anne, die von ihren jahrelangen Erfahrungen berichtet.

Liebe Anne, du bist Fruchtbarkeitsexpertin und hilfst Frauen beim Schwangerwerden. Kannst du kurz erklären, wie du dazu gekommen bist?

Ja, sehr gern. Ich habe 2009 nach einer Alternative zur Pille gesucht, die sehr sicher ist und keine Nebenwirkungen hat. Anschließend fand ich die symptothermale Methode, bei der du deinen Zervixschleim und deine Basaltemperatur beobachtest, um die fruchtbaren Tage zu bestimmen. Nun wenn man weiß, wann man fruchtbar ist, dann kann man das sowohl für die Verhütung als auch zum Schwangerwerden nutzen. Bis 2012 habe ich hormonfrei mit der symptothermalen Methode, auch NFP genannt, verhütet. Dann habe ich auf “Kinderwunsch umgestellt” und bin schwanger geworden. Die symptothermale Methode veränderte mein Leben so positiv, dass ich diese gut erforschte jedoch unbekannte Methode online und offline verbreiten wollte. So machte ich eine Ausbildung zur Fruchtbarkeitsberaterin für natürliche Familienplanung im Jahr 2013 und gründete gemeinsam mit meinem Mann ein Unternehmen mit Blog und Youtube Kanal, um diese Methode zu verbreiten. Mittlerweile bin ich ein zweites Mal Mutter geworden und habe zahlreiche Frauen in die symptothermale Methode eingeführt. Hierbei wurde das Thema Kinderwunsch für mich zur Herzenssache, weshalb ich gerade Frauen mit schwierigen Zyklen wie z. B. bei Schichtarbeit, Zykluschaos nach Pille, Gelbkörperschwäche, PCOS beim Schwangerwerden unterstützte.

Wir alle können spüren, wenn wir Hunger haben? Hier spricht der Körper ziemlich deutlich mit uns. Können wir auf gleiche Weise fühlen bzw. erkennen, wann wir fruchtbar sind?

Ja, natürlich. Erstmal beginnt ein Zyklus ziemlich deutlich mit einer Blutung. Die erste Blutung in unserem Leben können wir meist nicht vergessen – sie ist die Menarche und bedeutet nichts anderes, als dass wir ab jetzt potentiell fruchtbar sind und schwanger werden können. Anschließend wird eine Frau, die beispielsweise ihren Zervixschleim im Zyklusverlauf beobachtet, erkennen, dass dieser sich im Laufe ihres Zyklus verändert. Je näher die Frau dem Eisprung kommt, desto wässriger wird der Zervixschleim. Er wird dann zunehmend transparenter und spinnbarer. Nach dem Eisprung nimmt der Wassergehalt im Zervixschleim meist wieder ab. Ähnliche Veränderungen kann man bemerken, wenn man die morgendliche Basaltemperatur misst. In der Eireifungsphase bis zum Eisprung ist die Basaltemperatur meist niedriger, dann kurz nach dem Eisprung steigt die Basaltemperatur in der Regel an und bleibt bis zur erneuten Regelblutung erhöht. Somit kann man am Zervixschleim sehr gut erkennen, wann die fruchtbaren Tage beginnen und an der Basaltemperatur, wann sie enden.

Wow, das klingt ja alles mega spannend. Ist es denn wirklich möglich, den Eisprung mithilfe der dokumentierten Eisprungzeichen wie Zervixschleim und Basaltemperatur zu erkennen?

Ja, dokumentiert man die gemessene Basaltemperatur und den Zervixschleim Tag für Tag im Zyklus, so ergibt sich eine Temperaturkurve und ein Zervixschleimverlauf. Diesen kann man nach bestimmten NFP Regeln auswerten und die fruchtbaren Tage sowie den Eisprung glasklar bis auf wenige Tage genau eingrenzen. Aktuell sagen die Studien, dass sich der Eisprung mit NFP etwa zu 91% und bis auf 4 Tage genau eingrenzen lässt. Es lassen sich aber noch weitere spannende Details beobachten, zum Beispiel, ob du schwanger geworden bist oder nicht.

Du meinst, du kannst ohne Schwangerschaftstest erkennen, ob du schwanger geworden bist?

Genau, das ist korrekt. In der Regel bleibt die Basaltemperatur nach dem Eisprung erhöht und im Falle einer Regelblutung fällt sie wieder. Entweder kurz vorher oder eben kurz nach der Blutung. Bleibt die Basaltemperatur länger als 18 Tage nach dem Eisprung erhöht und bleibt gleichzeitig die Menstruation aus, dann ist man höchstwahrscheinlich schwanger geworden. Ein solcher Temperaturverlauf ist gleichbedeutend mit einer eingetretenen Schwangerschaft.

In einem deiner Youtube Videos erklärst du, dass du trotz Regelblutung schwanger warst – wie ist das möglich?

Ja, das war wirklich verrückt. Die Regelblutung setzte in meinen Schwangerschaftszyklus vom zweiten Kind einfach so ein, obwohl ich schon schwanger war. Ich dachte deshalb auch zunächst, dass ich nicht schwanger geworden bin. Doch ich habe die Basaltemperatur weiter gemessen. Diese war weiterhin erhöht - außerdem hörte mein Brustsymptom nicht wie üblich mit der Menstruation auf, sondern hielt weiterhin an. Somit hatte ich die Vermutung, dass ich doch schwanger bin. Ich machte einen Schwangerschaftstest und stellte fest, dass ich Recht hatte und konnte es kaum glauben! Mein zweites Wunschkind war zu mir unterwegs. Die Menstruation wird durch komplexe Prozesse im Gehirn ausgelöst. Blutungen können auch mitten im Zyklus immer wieder auftreten, wenn hormonelle Schwankungen bestehen. Leider gibt es dazu noch keine wissenschaftliche Studien, weil so eine Schwangerschaft trotz Regelblutung selten ist. Ja, aber ich bin der Beweis, dass es möglich ist.

Ok. Also der Körper sendet uns so etwas wie Eisprungzeichen, wie z. B. spinnbaren Zervixschleim, Temperaturanstieg etc. Ich habe auch darüber gelesen, dass man sogar die Ursachen eingrenzen kann, warum man nicht schwanger wird. Stimmt das?

Ja das stimmt. Das Prinzip ist leicht erklärt. Der Zyklus wird hormonell gesteuert. Die wichtigsten Steuerhormone für den Zyklus im Eierstock sind das Progesteron und Östrogen. Nun ist der Zervixschleim ein Marker für das Östrogen. Die Basaltemperatur ein Marker für das Progesteron. Somit kannst du mithilfe der Temperaturkurve und Zervixschleimverlauf auch die relativen Verläufe der Hormone von Östrogen und Progesteron sehen. Dank der mathematischen Statistik und einer Datenbank von über 40.000 Zyklen von 2000 Frauen, weiß man, wie ein gewöhnlicher Zyklus bzw. eine Temperaturkurve und Schleimverlauf zum Schwangerwerden in etwa aussehen muss. Anders herum weiß man auch, wie typische Zyklen bei Gelbkörperschwäche, PCOS, Endometriose, Schichtarbeit, Absetzen hormoneller Verhütung, Ovarialinsuffizienz etc. aussehen. Somit kann man anhand des Verlaufes von Temperatur und Zervixschleim diagnostisch bestimmte Besonderheiten eingrenzen, die eine Schwangerschaft erschweren. Häufig werden diese in der normalen Diagnostik in gynäkologischen Praxen erst zu spät erkannt, da oft nur vereinzelte Hormontests an wenigen Tagen im Zyklus durchgeführt werden. ÄrztInnen können somit nicht den Hormonverlauf Tag für Tag sehen, wodurch es unserer Erfahrung nach leicht zu Fehldiagnosen kommen kann. Wie die Zyklusdiagnostik genau funktioniert, steht in unserem *eBook. In diesem Buch gibt es auch eine Schritt für Schritt Anleitung für die symptothermale Methode inkl. Übungszyklen + Lösungen. Alternativ kann man auch eine Beratung durch eine ausgebildete Beraterin für Natürliche Familienplanung vornehmen, die dann eine solche Diagnostik durchführt.  

Das klingt ja sehr interessant. Ich wusste nicht, dass man NFP auch diagnostisch nutzen kann. Gibt es denn irgendwelche Studien, die zeigen, ob NFP die Schwangerschaftsrate erhöhen kann?

In Studien wurden ca. 81% der Frauen innerhalb von 6 Monaten schwanger, wenn sie NFP bei Kinderwunsch zur Bestimmung der fruchtbaren Tage nutzen. Ohne konkrete Methodik werden im Vergleich nur rund 60% der Frauen natürlich schwanger. Folglich zeigen die Studien, dass man die Schwangerschaftswahrscheinlichkeit mit NFP steigern kann. Ähnlich gute Zahlen kann die symptothermale Methode auch bei Kinderwunsch-Paaren in schwierigen Fällen – also bei Paaren, die schon lange kinderlos sind, aufweisen. Auch hier war die Schwangerschaftsrate im Vergleich zur Kontrollgruppe mit NFP deutlich erhöht.

In einem deiner Artikel hast du mal geschrieben, dass NFP auch die Geburt vorhersagen kann. Ist das korrekt?

Vorhersagen ist vielleicht ein wenig übertrieben. Jedoch ist es bei vielen Frauen so, dass beispielsweise vor der Menstruation die Basaltemperatur stark abfällt. Während der Schwangerschaft ist eigentlich die ganze Zeit die Basaltemperatur erhöht. Das ist so, weil die Zellprozesse für das Wachstum des Babys einen höheren Energiebedarf erfordern. Fällt die Basaltemperatur also deutlich ab und man ist im 9. oder 10. Schwangerschaftsmonat, dann kann es schon sein, dass die Geburt bald einsetzt. Das ganze funktioniert allerdings nicht perfekt, weil es natürlich auch Frauen gibt, dessen Temperatur nicht abfällt. Somit würde ich sagen, ein Abfall der Basaltemperatur ist ein Zeichen dafür, dass die Geburt bald einsetzt, mehr nicht. Bei mir ist beispielsweise bei beiden Kindern die Basaltemperatur nicht gefallen, also scheint die Methode in jedem Fall nicht perfekt und für jede Frau geeignet zu sein, um die Geburt in ihren Anfängen zu erkennen.

Kommen wir zur letzten Frage: Was kannst du zukünftigen Mamas mit auf den Weg geben, die ihre Töchter für die Fruchtbarkeit, den weiblichen Zyklus und die Sprache des Körpers sensibilisieren möchten?

Es gibt hier das tolle MFM Programm von Elisabeth Raith-Paula. In einem spannenden Workshop gehen Mädchen kurz vor der Pubertät (zwischen 10 und 12 Jahren) auf eine Zyklusreise. Dort lernen die Mädchen spielerisch, wie der weibliche Zyklus funktioniert und wie sich die Eisprungzeichen wie z. B. der Zervixschleim und der Muttermund im Körper der Frau um den Eisprung herum verändern. Ebenso erfahren die Mädchen, wie wichtig die Menstruation für den Körper der Frau ist und welche spannenden Dinge zwischen den Blutungen passieren. Die Gründerin des Projektes wurde für ihre Aufklärungsarbeit mit dem Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland aufgezeichnet. Ich habe diesen Workshop selbst vor einigen Jahren noch geleitet und die Ausbildung zur MFM Referentin absolviert und weiß, dass es wirklich ein tolles Projekt ist. Laut der anonymen Feedback-Bögen, die nach dem Workshop von den Mädchen ausgefüllt werden, freuen sich etwa 30% der Mädchen auf ihre erste Regel und etwa 80% finden sie ok. Weiterhin geben rund 95% der Mädchen an, dass ihnen der Workshop gut bis sehr gut gefallen hat. Diesen Workshop gibt es übrigens auch für Jungen. Die Mütter oder Väter können diese Workshops in Eigeninitiative an die jeweilige Schule des Kindes bringen oder außerhalb der Schule einen Workshop organisieren. Ich finde es ein tolles Projekt, das eigentlich wirklich jede/r kennen sollte. Gerade in Zeiten, in denen die Kinder immer häufiger den Computer und immer weniger den eigenen Körper vertrauen, ist es wichtig, hier zur Aufklärung beizutragen. Nur dann werden auch viele Frauen ihrer eigenen Fruchtbarkeit bewusst sein und die natürlichen Methoden zum Schwangerwerden, wie z. B. die symptothermale Methode, effektiv nutzen können.


* Hinter dem (Link zum) eBook versteckt sich Affilliate-Link. Wenn Du darüber das eBook kaufst, unterstützt Du auch mich. Danke!

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