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Fünf Situationen in denen Kindergebärden in jedem Alter helfen

Immer wieder werde ich von Müttern gefragt, ob sie noch mit Kindergebärden anfangen können, obwohl ihre Kinder bereits zwei Jahre oder älter sind. "Selbstverständlich!", lauter meine Antwort. Meiner Meinung nach ist es nie zu spät, mit Kindergebärden zu beginnen, denn dadurch eigenen wir uns einen Grundwortschatz einer Sprache an, die in Deutschland aktiv genutzt wird. Jeder, der Gebärden nutzt, trägt dazu bei, dass Menschen mit einer Hör- oder Sprachbehinderung in unserer Gesellschaft leichter kommunizieren können.

 

Davon abgesehen haben Gebärden einen ganz persönlichen Mehr-Wert für jeden Einzelnen. Es können im Alltag immer wieder Situationen auftreten, in denen es hilfreich und erleichternd sein kann, auf Gebärden zurück zu greifen. Fünf solcher Situationen stelle ich heute vor.

 

Zu beachten ist dabei, dass es weder um grammatikalisch korrekte Gebärdensprache, noch um ganze Sätze oder höfliche Zusätze geht. In all diesen Situationen ist lediglich wichtig, dass die Information ankommt. Alles andere lässt sich doch leichter aussprechen.

Keine Stimme!

Als ich das Video zu diesem Thema drehen wollte, hatte ich keine Stimme. Zuerst wollte ich den Dreh verschieben, doch dann dachte ich: Warum? Dann zeige ich eben Gebärden in Aktion.

 

Im Video nutze ich viel mehr Gebärden, als wir üblicherweise mit Kindern anwenden. Im Alltag, wenn wir zusätzlich auf Gegenstände weisen können, Stift und Papier zur Hand haben oder doch noch ein bisschen sprechen, reichen Kindergebärden auch aus. In jedem Fall sind sie eine Hilfe zur Kommunikation bei Heiserkeit, Halsschmerzen und Stimmlosigkeit. Kinder stellen sich meiner Erfahrung nach schnell auf diese Situation ein und finden sie sogar lustig. Als Tagesmutter konnte ich so meine Tageskinder wunderbar betreuen, wenn ich mich fit fühlte und nur die Stimme versagte.


Viel zu laut!

Im Schwimmbad ist es häufig laut. Ich bin stets froh, wenn ich nur einen Namen rufen brauche, um Blickkontakt zu haben. Alles weitere lässt sich super gebärden:

"Warte!"

"Langsam!"

"Wo gehen (du hin)?" - "(Zur) Rutsche!"

"Was (für ein) Eis (möchtest du haben)?" - "Banane!" - "Erdbeere!" - "Schokolade!"

Das mag grammatikalisch überhaupt nicht korrekt sein, aber es ist verständlich. Gerade ältere Kinder, geben auf diese Weise gerne eine Botschaft weiter.

 

Das selbe Prinzip funktioniert an allen Orten, an denen es lauter zugeht und eine Verständigung nur schwer möglich ist, will man einander nicht ins Ohr brüllen, z.B. auf dem Karnevalsumzug oder auf dem Straßenfest.

Sei ganz leise...

Auch in der gegenteiligen Situation können Gebärden sehr hilfreich sein - ob es nun während der Schulaufführung oder im Gottesdienst ist.

"Pipi." - "Müde." - "Hunger." Für kleine Kinder sind solche Veranstaltungen schnell langweilig, sie werden unruhig und mitunter sind die Ermahnungen lauter, als es das Kind wäre, könnte es leise mitteilen, was es braucht. An dieser Stelle reicht die Botschaft selbstverständlich nicht aus.

 

Ältere Kinder finden sicher schnell noch andere Gelegenheiten, Gebärden einzusetzen, wenn es ruhig zugehen soll, z.B. in der Schulstunde.

"Welche Aufgabe (sollen wir) machen?" - "Fünf." Oder eher so? "Was spielen (wir in der) Pause?" - "Fußball!" ;)

Ganz weit weg...

Ob bei einem gemeinsamen Ausflug im Wald, dem Einkaufsbummel in der Fußgängerzone, auf dem Mittelaltermarkt oder einfach auf der Straße. Unsere Kinder lieben es, vor zu rennen, ihre Welt zu entdecken, unabhängig zu sein. Ich mag es grundsätzlich nicht, durch die Gegend zu brüllen. Daher empfinde ich es auch hier als sehr hilfreich, wenn ich lediglich einen Namen zu rufen brauche und Blickkontakt hergestellt wird. Alles andere funktioniert mit Gebärden:

"Warte (an der) Bank!"

"Komm her, bitte!"

"Wo (ist) Lioba?"

Überraschung!

Und dann gibt es noch die Situationen voll Heimlichkeiten, in denen eine/r der Anwesenden nicht bekommen soll, dass etwas besprochen wird. Ob es zu Weihnachten ist ("Christkind raus?"), zu Ostern ("Wo Ei? Wo Schokolade?"), zu Muttertag oder Vatertag oder gar zu Omas Geburtstag: "Wo (ist das) Geschenk (für) Oma?" - "(Im) Auto. Ich hole (es)."


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