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Die große und die kleine Eule

Wie gehe ich damit um, wenn meine Tochter die Nacht zum Tag macht?

Eule, Kunstbrandmalerei
Eulen-Brandmalerei. Interesse? Schreib mich an. ;)

Ich bin eine Eule. Lioba auch. Wir gehören beide zu den Menschen, die abends noch lange aktiv sind- unabhängig davon, wie lange sie morgens oder wie viel sie im Laufe des Tages geschlafen haben. Selbst wenn ich gegen Nachmittag einen so genannten "toten Punkt" habe, an dem mir regelrecht die Augen zufallen, bin ich abends ab 21:00 Uhr wieder fit. Selbst wenn ich dann ins Bett gehe, schlafe ich nicht fest ein, halte höchstens ein kurzes Nickerchen und bin nach spätestens 30 Minuten wieder wach. Auch um diese Uhrzeit bin ich meistens noch aufnahmefähig, sehr häufig noch kreativ und mitunter auch aktiv. Idealerweise gehe ich gegen 1:00 Uhr nachts ins Bett und stehe zwischen 8:00 Uhr und 8:30 Uhr am Morgen auf. Damit fühle ich mich wohl.

Meine Tochter gehört zum selben Schlaftyp. Üblicherweise wacht sie morgens zwischen 9:00 Uhr und 9:30 Uhr auf. Je nachdem, wie aktiv ihr Vormittag war, besteht sie zwischen 13:00 Uhr und 14:00 Uhr auf ihren Mittagsschlaf. Dieser dauert üblicherweise 1,5 bis 2 Stunden. Das heißt, sie spätestens gegen 16:00 Uhr wieder wach, meistens früher. Von meinen Freunden und Bekannten, deren Kinder zwischen dem 1. und 3. Lebensjahr liegen, höre ich, dass diese nach einem solchen Mittagsschlaf zwischen 19:00 Uhr und spätestens 21:00 Uhr im Bett liegen und schlafen. Lioba dreht um diese Uhrzeit noch einmal richtig auf. Zur Zeit besteht sie auf Musik, möchte meine Yoga-Matte haben und tanzt und hüpft noch einmal los. Ab 22:00 Uhr wird sie gewöhnlich ruhiger - von sich aus. Sie möchte kuscheln, an der Brust nuckeln, ein Buch anschauen - manchmal auch ins Bett. Dort ist sie nach spätestens 10 Minuten kuscheln wieder munter, setzt sich auf, schaut sich alles an und will wieder aufstehen. Vor 23:00 Uhr schläft sie selten.

Ich musste dich auch um acht im Bett haben...

Das hörte ich neulich noch von meiner Mutter. Ich erinnere mich nicht daran. Ich weiß nicht, wie die Umstände waren. War ich müde und wollte ins Bett? Wurde ich ins Bett gebracht, obwohl ich nicht müde war? Wurde ich im Bett beschäftigt oder gab es regelmäßig Konflikte, weil ich im Grunde noch wach und nicht bereit zu schlafen war? Keine Ahnung. Für Lioba und mich ist das auch nicht wichtig. Wir brauchen unseren Weg und nicht den eines anderen.

Aber ich muss um 8:00 im Büro sein...

Ich habe aufgehört, mein Leben und meinen Alltag nach einem System auszurichten. Ich lebe nicht länger für eine Arbeitsstelle, einen Vorgesetzten und eine Firma, denen ich im Grunde nichts bedeute. Ich passe meinen Alltag meinen Bedürfnissen an. Daher verdiene ich mein Geld von Zuhause aus. Termine, gleich ob im Haus oder Unterwegs, lege ich so, wie es zu meinem Rhythmus passt. Da dies die Regel ist, darf es auch Ausnahmen geben, in denen wir früh aufzustehen haben.

Und was wäre, wenn...

Es ist nicht so, als hätte ich nicht schon vieles ausprobiert, damit Lioba abends eher schläft. Wie schön wäre es, am Abend auch noch Zeit für mich zu haben! Doch jeder Mensch hat seinen eigenen Rhythmus und die Natur lässt sich nicht auf Dauer verbiegen und einengen; nicht ohne Folgen. Es ist auf Dauer ebenso wenig gesund, wenn ein Lerchen-Typ bis spät in die Nacht schafft, wie es für einen Eulen-Typ ungesund ist, regelmäßig und dauerhaft in aller Frühe aufzustehen. Diese Gesellschaft, diese Lebensweise, diese Kultur fordert dies - doch den Preis zahlt jeder Einzelne. Schlaflosigkeit, Immunschwäche, Unverträglichkeiten, Stress und so viele Symptome mehr. Wer ist davon heute noch frei? Wer ist bereit, dies für sich in Kauf zu nehmen? Wer möchte dies bereits seinem kleinen Kind zumuten? Ich nicht.

Und dennoch habe ich schon vieles ausprobiert.

...du sie morgens eher weckst?

Zum einen würde das bedeuten, dass ich auch eher aufzustehen habe - oder morgens keine Zeit nur für mich hätte. Und doch kommt es vor, dass ich Lioba morgens wecke, zum Beispiel, wenn wir einen Termin in der Frühe haben. Dem entsprechend eher macht sie auch ihren Mittagsschlaf. Und jedes Mal ist die Hoffnung da, sie würde abends eher einschlafen. Sehr, sehr selten liegt sie dann tatsächlich vor 21:00 Uhr im Bett und schläft... auch mal durch.

...du sie eher zum Mittagsschlaf hinlegst?

Der Mittagsschlaf ist die kleinere Herausforderung. Gehe ich mit Lioba ins Bett, bevor sie müde ist, besteht sie nach ein paar Minuten des gemeinsamen kuschelns darauf, dass wir wieder aufstehen. Doch üblicherweise möchte sie von sich aus ins Bett gebracht werden, wenn sie müde ist. Das kann auch mal schon um 12:00 Uhr sein. Sind wir am Morgen früh aufgestanden, schläft sie ihre zwei Stunden. Ist sie zuvor zu ihrer üblichen Zeit aufgewacht und der Morgen war lediglich sehr aktiv, wacht sie dem entsprechend eher auf. Wie dann der Abend aussieht, erzähle ich gleich.

...du den Mittagsschlaf kürzer hältst?

Gerade in der Vorweihnachtszeit kam es vor, dass wir nachmittags Termine hatten, an denen wir teilnehmen wollten. Dann weckte ich Lioba teilweise schon nach 30 oder 45 Minuten. Ich bin so dankbar für mein Kind, dass auch in diesen Momenten interessiert an ihrer Umwelt ist, manchmal zwar erst ihre Kuscheleinheit braucht, doch schnell fröhlich und nur ganz selten quengelig ist. Man könnte annehmen, dass sie nach einem so kurzen Mittagsschlaf abends eher müde ist.

...sie tatsächlich vor 20:00 Uhr schläft?

Wenn Lioba morgens und / oder mittags tatsächlich zu wenig geschlafen hat, kommt es vor, dass sie abends einschläft - häufig auf meinem Schoß, so dass ich sie schlafend ins Bett trage. Ich glaube, ich kann noch an beiden Händen abzählen, wie oft sie vor acht Uhr abends einschlief, seit sie ihren 1. Geburtstag feierte. Für uns ist es schon früh, wenn sie vor 21:00 Uhr schläft.

Und dann macht sie regelmäßig einen zweiten "Mittagsschlaf". Das heißt, nach spätestens einer Stunde ist sie hellwach und munter. Das sind Momente, die ich fürchte, denn dann ist sie vor Mitternach gar nicht ins Bett zu bekommen. Zeit für mich - egal in welcher Beziehung - Fehlanzeige!

Es kommt auch vor, dass sie tatsächlich müde ist. Dann wird sie allerdings davon wach, dass sie noch einmal Pipi muss oder gemacht hat. Ihr ganzer Organismus ist immerhin auf Eulen-Zeit eingestellt. In solchen Momenten ist mein Sonnenschein quengelig, müde, kuschelbedürftig - aber wach. Selbst nach dem schnellsten Windelwechseln im Schummerlicht kann sie dann über eine Stunde im Bett liegen, ohne in den Schlaf zu finden - und nuckelt in dieser Zeit unablässig an meiner Brust. Stehen wir auf, weil ich sie abhalte, wir zur Toilette gehen oder eine von uns beiden irgendwann wirklich keinen Nerv mehr hat, sich im Bett herumzuwälzen, klebt sie an meinem Bein, auf meinem Arm, auf meinem Schoß - und am liebsten mag sie nuckeln.

Im letzten halben Jahr kam es tatsächlich ein einziges Mal vor, dass Lioba vor 21:00 Uhr einschlief und nach einer kurzen Wachphase alleine weiter schlief. Mensch, was habe ich diesen Abend genossen!

Warum sollte ich mein Kind unter diesen Umständen früh ins Bett bringen wollen?

So sieht unser Abend aus

Der Zeitpunkt des Abendessens spielt bei uns eine untergeordnete Rolle, denn auch damit lässt sich Liobas Schlafrhythmus nicht beeinflussen. Als im Dezember meine Neffen bei uns wohnten, aßen wir um 18:00 Uhr zu Abend. Gegen 19:30 Uhr lag ich mit den drei Jungen im Bett, denn sie hatten am Morgen für Kindergarten und Schule früh aufzustehen. (Und das, obwohl auch mein mittlerer Neffe ein Eulen-Typ ist. Auch er schläft nicht vor 22:00 Uhr, ist aber mit 7 Jahren alt genug, um sich im Bett leise zu beschäftigen.) Entweder nutzte Lioba diese Einschlafzeit der Jungen für ihre Kuschelzeit mit mir oder sie war bei ihrem Papa.

Jetzt, wo meine Neffen nicht mehr bei uns wohnen, essen wir erst gegen 19:30 zu Abend. Damit vermeide ich immerhin, dass Lioba später am Abend, kurz bevor es ins Bett geht, noch einmal so großen Hunger hat, dass sie am Tisch essen möchte.

Während andere Kinder in den Schlaf begleitet werden, toben wir mit Lioba noch ausgiebig. Es wird gehüpft, getanzt, gesungen, gekitzelt und gelacht. In der hellen Jahreszeit machen wir noch einen Abendspaziergang, bei dem sie selbstverständlich läuft, anstatt geschoben oder getragen zu werden.

Spätestens ab 22:00 Uhr lassen wir Ruhe einkehren. Meistens beschäftigt sich meine Tochter dann ein wenig allein. Sie spielt mit Bauklötzen, Autos, Puzzeln oder in ihrer Kinderküche - mitunter bis zu einer halben Stunde. Dann braucht sie wieder Aufmerksamkeit. Wir kuscheln, schauen uns Bücher an, Puzzeln gemeinsam, singen ruhige Lieder und manchmal sitzen wir vor dem Computer und schauen uns Tierdokumentationen an. Lioba liebt Tiere und schaut sehr aufmerksam zu, kann aber mitten im Film mitteilen, dass sie ins Bett möchte.

Wie ich bereits erwähnte, ist ihr ganzer Organismus auf Eule eingestellt. Gewöhnlich erledigt meine Tochter am späten Abend noch ihr großes Geschäft. Danach ist sie auch bereit zur Ruhe zu kommen und häufig ist das der Zeitpunkt, an dem sie ins Bett gehen möchte.

Wenn es soweit ist, dass Lioba von sich aus sagt, dass sie schlafen möchte, geht es ganz schnell. Wir gehen ins Bett und kuscheln. Ich singe ein Wunschlied und kraule ihren Rücken. Nach 15 Minuten schläft sie. Ganz ruhig. Ohne Theater, ohne Konflikte. Ich habe Zeit für mich.

Wir stehen hier am Fenster

Winter-Edition

Als Lioba noch ganz klein war und in einer Sommernacht nicht schlafen konnte, standen wir am offenen Fenster und lauschten dem Zirpen der Grillen. Damals erdachte ich ein kleines Lied. Inzwischen gibt es zu diesem Lied eine Version für jede Jahreszeit. Das ist unsere Winter-Edition:

1. Wir stehen hier am Fenster

und lauschen den Eulen:

Schuhuhuhuuu. Schuhuhuhuuu.

In dieser kalten Winternacht

sind wir beide noch wach.

Schuhuhuhuuu. Schuhuhuhuuu.

 

2. Wir stehen hier am Fenster

und lauschen den Katzen:

Mimimiau. Mimimiau.

In dieser kalten Winternacht

sind wir beide noch wach.

Mimimiau. Mimimiau.

Schuhuhuhuuu. Schuhuhuhuuu.

 

3. Wir stehen hier am Fenster

und lauschen den Hunden:

Wauwauwau wau. Wauwauwau wau.

In dieser....

 

4. Wir stehen hier am Fenster

und lauschen den Kindern:

(leise schnarchen)

In dieser....

 

5. Wir stehen hier am Fenster

und sind jetzt ganz müde:

(gähnen)

In dieser kalten Winternacht

gehen wir beide ins Bett.

Die große und die kleine Eule auf YouTube

Kindergebärden zum Lied

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